Donnerstag, 8. Mai 2014

Kreuzritter

Kreuzritter
30 vol%, 0,5l, 1. Abfüllung 2012 der Kreuzritter GmbH & Co. KG, Am Hövel 12, 49439 Steinfeld-Mühlen

Das ist ja ein ganz feines Fläschchen, damit wird allen Schnäpsen ihr angestaubtes Image genommen. Selten habe ich so eine stylische Schnapsflasche gesehen. Gut, der Kreuzritter bewegt sich auf höchstem Niveau. Für den Preis hätte ich auch einen sehr ordentlichen Whisky bekommen, auch einen älter als 10 Jahre.
Marketingtechnisch ist der Kreuzritter auf der Höhe der Zeit. Als ganz besonders wird herausgestellt, dass er 58 Kräuter enthält, wovon allerdings 11 geheim bleiben. Der Rest wird auf einem Umhängeetikett aufgelistet. Was mag also Geheimes drin sein?

Wir verkosten den Kreuzritter heute ungekühlt. Soll uns ja keiner nachsagen, dass dieser hochkarätige Schnaps nur gekühlt schmeckt. Wie war das noch: Je schlechter die Qualität, desto kälter die Trinktemperatur. Und noch was: Der Korken ist zickig und extrem widerspenstig, will nur unter Anwendung roher Gewalt aus dem Flaschhals. Was für eine unnötige Quälerei ...

Farbe dunkles Rotbraun, Jägermeister
Duft: Brust-Tonikum, Küchenkräuter, ätherisch
Geschmack: Lebkuchen, bittere dominante Schärfe, Hustensaft, penetrant, Schwedenkräuter sagt ein Nachbar
Abgang: immer noch nachklingende Schärfe, Veilchen, Lakritz, lang
Eindruck: Ich hab' ja mal einen Bärwurzschnaps verkostet. In Franken gekauft. Und dort auch den bitteren Hopfentropf gekostet. Wie es scheint, schmeckt auch der Kreuzritter, als wären Bärwurz und Hopfen im Spiel. Sind das etwa zwei der 11 geheimen Kräuter? Überhaupt 58 Kräuter! Wenn man alle Farben der Welt zusammen mischt, was hat man da für ein Farbe? So ungefähr ist das auch beim Kreuzritter: Ein vielkräuteriges Nix. Schade um die schöne Flasche und das tolle Etikett. Es bleibt wässrig und schmeckt wirklich nicht gut.
Jeder Schnaps hat eine zweite Chance verdient, also verkoste ich ihn nochmal kühlschrankkalt. Es will nicht besser werden. Immer noch ziemlich wässrig, immer noch keine Offenbarung. Aber jeder Schnaps hat auch noch eine dritte – eiskalte! - Chance verdient. Im Tiefkühlfach gefriert das Wasser, 30 vol% sind kein ausreichender Frostschutz. Also erst mal wieder ein bisschen aufwärmen, dass wenigstens der Alkohol aus der Falsche rinnt. Tut sich wieder nix, außer dass er jetzt deutlich medizinisch schmeckt und nach zerquetschen Wiesenkräutern duftet.
Mein Fazit: Viele Kräuter verderben den Schnaps, und viel schlechter geht es kaum noch.

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