Ledaig 10 years
Single Malt Scotch Whisky, 43 vol%, hergestellt von Tobermory Distillery, Isle of Mull, Burn Stewart Distillers Ltd.
Die Sprüche auf dem Etikett sind doch immer wieder schön: „A wonderful peated single Malt from the enchanting Tobermory Distillery on the unspoilt Isle of Mull.“ Urtümlich ist die Insel wirklich, und gar nicht so überlaufen wie Skye. Aber ist die Destillerie wirklich bezaubernd? Ich hab' da meine Zweifel, denn bezaubernd ist höchstens der Hafen von Tobermory mit seinen hübschen Häusern und der verfallenen Kirche.
Herbert hat diesen Whisky von seinen Kumpels geschenkt bekommen. Und die haben ihn aus unserem einzigen Whisky-Laden. Sie wollten Herbert einen Whisky ähnlich dem Scapa – The Orcadian schenken. Und was haben Sie bekommen? Einen stark getorften rauchigen Whisky. Entweder der Verkäufer hat keine Ahnung, weil er den Scapa nie probiert hat oder der Verkäufer hat keine Ahnung, weil er nie diesen Ledaig probiert hat. Also was jetzt?
Da Herbert den Umkarton schon entsorgt hat, kann ich nichts dazu sagen, ob der Ledaig kühlgefiltert oder gefärbt ist. Die blassgelbe Farbe lässt tatsächlich vermuten, dass er nicht gefärbt wurde. Und noch was: In dem Laden haben sie Herberts Freunden die ältere Ausführung dieses Whiskys verkauft, wahrscheinlich noch eine, bevor Burn Stewart die Destillerie übernommen hat. Der 10-jährige Ledaig von Burn Stewart wird mit 46,3 vol% verkauft, was auf nicht kühlgefiltert schließen lässt. Außerdem heißt es, dass Burn Stewart Ledaig und Tobermory auf Vordermann gebracht hat, dass sie aktuellen Abfüllungen viel besser sein sollen ...
Wir verkosten diesen Whisky unverdünnt und natürlich auch ohne Eis. In unseren Tastings geht es schließlich zivilisiert zu.
Farbe: blassgelb
Duft: deutlich säuerlich, nasse Schafswolle, Schafscheiße und kalte Asche
Geschmack: scharf, prickelnd, hintergründige Süße, Torf dominiert, und dann fällt er doch, dieser unziemliche Ausdruck: Iltispisse, so scharf und streng schmeckt dieser Whisky
Abgang: rauchig, Schaf … wirklich wie Schafe … Rauch bleibt, Süße kommt, schlägt um ins Bittere, trocken
Eindruck: Ich hatte mal einen 17-jährigen Ledaig, abgefüllt vom hiesigen „Flaschengeist,“ der schmeckte ähnlich verheerend. Ich weiß jetzt auch wieder, warum ich mir bei dem Besuch von Tobermory keinen Ledaig in der Destillerie gekauft habe, auch keinen normalen Tobermory, obwohl der deutlich besser schmeckt.
Mit diesem alten 10-jährigen wird mir jedes weitere Interesse an dem aktuell abgefüllte 10-jährigen vergällt. Wer weiß, vielleicht bietet sich ja mal die Gelegenheit, von dem neuen 10-jährigen zu kosten. Eine ganze Flasche werde ich mir ohne Verkostung nicht davon hinstellen. Und Herberts Flasche wird sicherlich auch ganz lange ziemlich voll bleiben.
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