Poppinga's Alte Bäckerei Kruiden
ostfriesischer Kräuterbitter, 32 % vol., von I.W. Wolff, Rathausstraße, Leer in Ostfriesland
Update vom 08.08.2012: Gestern kam der Kruiden wieder zur Verkostung. Und was soll ich sagen ...der Kruiden hat alles verloren: Geschmack, Duft ... einfach alles! Schmeckt nur noch spritig. Ob's an der Steinzeugflasche liegt? Diffundiert der Geschmack durch das Steinzeug? Vergesst den Kruiden, wenn er erstmal einige Zeit in der Flasche gestanden hat.
„Drink een, twee of dree, dann büst du best tofree.“ Naja, wie immer verkosten wir jeder nur ein Pinchen. Wir wollen ja nicht für den Rest des Abends bestens zufrieden sein. Im Übrigen kennen wir die Historie der schnapstrinkenden Ostfriesen. Wir haben schließlich einen Volkskundler mit am Tisch, der während seiner Studentenzeit den Schnapskonsum der Ostfriesen untersucht hat.
In früheren Jahrhunderten gab es in Ostfriesland wohl jede Menge Brennereien, die ausschließlich für den Verbrauch der Osftriesen selbst gebrannt haben müssen. Da wurde nichts nach außerhalb geliefert. Die Begründung des Volkskundlers: Tee und Kaffee waren damals hoch besteuert, Schnaps hingegen nicht. Nach seinen Recherchen nahmen deshalb die Ostfriesen gerne verdünnten Schnaps mit zur Arbeit, statt sehr viel mehr ihres wenigen Geldes für Tee oder Kaffee auszugeben. Lange Rede, kurzer Sinn: Wegen ihres ausufernden Schnapstrinkens dürfte es heute eigentlich keine Ostfriesen mehr geben, denn die damalige Bevölkerungszahl geteilt durch die Menge gebrannten Schnaps führte im Mittel zur totalen Alkoholvergiftung und folglich zum Tod. Im Seminar löste diese wissenschaftliche Beweisführung ein großes Hallo aus, das anschließend mit einem authentischen Schnaps aus der Brennerei Doornkaat begossen worden ist.
Wir trinken diesen Kruiden kühlschrankkalt, so wie es von der Brennerei empfohlen wird. Ich habe dort extra nachgefragt, denn ungekühlt hat er uns nicht so besonders gemundet. Noch ein Tipp von der Brennerei: Manche legen den Kruiden auch ins Eisfach.
Farbe: helles Goldorange, ins Rötliche gehend
Duft: antiseptisch, Krankenhaus, herb, nach Hopfen
Geschmack: erst wässrig, herb, bitter, prickelt auf der Zunge, wenn man den Kruiden länger im Mund behält
Abgang: langanhaltend, scharf, herb
Eindruck: definitiv ein Männerschnaps, der seine Qualitäten wegen des ersten wässrigen Eindrucks unter den Scheffel stellt. Gekühlt kommt er bei uns Montagsspielern ziemlich gut an, weil er eben diesen intensiven Abgang hat.
Vor Jahren habe in Franken Hopfentropf verkostet, der ähnliches Geschmackserlebnis bietet und auch erst auf den zweiten Schluck punktet. Auf dem Etikett des Kruiden steht ja sogar die Aufforderung, einen, zwei oder drei davon zu trinken. Ja, die Ostfriesen haben ja schon immer mehr Schnaps getrunken als alle anderen. Wir Montagsspieler trinken viel gemäßigter, einen und wenn's schmeckt vielleicht zwei Pinchen pro Spielabend. Wir müssen schließlich viel denken ...
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